Samstag, 27. Juli 2019

Wolfgang Hohlbein sorgt für Spannung



Populärer Besuch in Münster-Gievenbeck: „Ich schalte jetzt mein Buch ein“, kündigte Bestseller-Autor Wolfgang Hohlbein in der Buchhandlung „Der Wunderkasten“ an, und dann las er aus seinem
Werk „Laurin“.
Den E-Reader nutzt Hohlbein, doch beim Schreiben mag er nicht auf Stift und Papier verzichten. Dieses und vieles weitere offenbarte er in einer spannungsvollen Lesung, die fast schon eine kleine Sensation war.
„Viele können es gar nicht glauben. Doch wir haben ihn“, sagte Kirsten Lambeck , die Inhaberin des „Wunderkastens“. Nämlich den Autor, dessen Bücher ganze Generationen verschlingen. „Er schreibt, seit ich denken kann“, so Lambeck. Über 40 Millionen verkaufte Exemplare kann der „deutsche Stephen King“ vorweisen.
Ihn nach Münster-Gievenbeck zu holen, war gar nicht so schwierig. Es gab nämlich einen Wettbewerb seines Verlages. An dem beteiligte sich Lambeck, erzählte über ihre Buchhandlung und den Umzug an den Rüschhausweg. Dann bekam sie schon den Zuschlag. Und da war er nun. „Ohne Starallüren“, freute sich Lambeck und die vielen Zuhörer gleich mit.
Lesungen sind Hohlbein wichtig. Dafür braucht er auch keine Vorbereitung. „Das mache ich in einem Schwung“, erklärte er locker, während er weitere Geheimnisse seines Schreibens verkündete. „Ich mache kein Konzept“, so der Autor. Er schreibt drauflos: „Dann weiß ich noch nicht, wie es ausgeht.“ Bevorzugte Zeit für die Arbeit? „Ich schreibe nachts. Da ist es nicht laut.“ So entstehen Bestseller. Auch Heftromane schreibt er regelmäßig, so etwa für „Professor Zamorra“. Auch bei der „Jerry Cotton“-Reihe war er schon beteiligt. Beim John-Sinclair-Jubiläumsband wird er eine Geschichte beisteuern. In Zukunft würden zunehmend E-Books die Heftromane aus Papier ersetzen, sagte er: „Das ist aber nur meine Meinung.“
„Laurin“ ist das neueste Werk. Es handelt von einer Jugendlichen, die ein unterirdisches Bergvolk entdeckt, anfangs noch an eine Sinnestäuschung glaubt, dann aber übernatürliche Kräfte entwickelt. Ein fantastischer Roman: „Fantasy hat im Gegensatz zur Wirklichkeit keine Begrenzungen“, so der Autor, der am Ende der Lesung noch einmal fleißig sein musste: Autogramme forderten seine Fans. Die der Starautor gerne gab.

Der Trauer Worte geben






Kann es für Trauer die richtigen Worte geben? Der Theologe Raimund Heidrich näherte sich dem Thema behutsam, aber gerade deshalb umso intensiver, zu Gast war er im Nienberger „Trauercafé“. Hier stellte er sein Buch „Aufgerichtet hast Du mich“ vor. Mit ihm schafft er es, Trauernden die Sprache zurückzugeben und Worte für Ungesagtes zu finden.
Das Trauercafé im St.-Sebastian-Pfarrzentrum  gibt es schon seit vielen Jahren. Ob Menschen, die gerade erst einen Verlust erlitten haben oder aber solche, bei denen dies schon länger der Fall ist: Hier ist der richtige Anlaufpunkt für sie, hier können sie auf Menschen treffen, die ebenso solche Erfahrungen machen mussten. „Es gibt Gespräche, aber wir zeigen auch Filme“, so Diakon Reinhard Kemper. Und dann gibt es auch Termine, an denen Lesungen gehalten werden. Zur Trauer und zum Leben mit der Trauer.
Der Theologe Raimund Heidrich.
Raimund Heidrich schien der richtige dafür zu sein. Seit zwanzig Jahren leitet der Theologe Trauergesprächskreise: „Viele kennen mich. Einige seit Jahren, einíge seit Jahrzehnten.“ Vertrauen wird ihm entgegengebracht, er hat Vertrauen aufgebaut. Sein Buch ist eine Sammlung von spirituellen Texten aus der Sicht des Trauernden. Er beschreibt das Sterben, die Wut auf das Unausweichliche, den letzten Tag, die Zeit danach. Immer scheint auch sein Glaube durch. Er lässt keinen Zweifel daran, dass der Gestorbene nur vorausgegangen ist und es ein Wiedersehen gibt.
Seine Texte wurden abwechselnd vorgetragen von ihm, von Diakon Reinhard Kemper, der Pastoralassistentin Johanna Krafczyk und der Praktikantin Alexandra Kaminski. Sie berührten, sie wühlten auf und sie trösteten. Andächtige, ruhige Musik gab es von Ela Andrachyk. Mit „Respekt“ wolle er der Trauer begegnen, hatte Raimund Heidrich gesagt. Dies schaffte er, und sogar etwas, was der ein oder andere für undenkbar hielt: Er richtete auf. Er gab Mut. Denn die Trauer hat nicht das letzte Wort.

Freitag, 26. Juli 2019

Krimis sind ihr Leben

Manchmal ist Sandra Lüpkes selber überrascht. „Sie kennen doch die Frage: Was wollte der Autor uns damit sagen?“, sprach die Schriftstellerin die Gäste im St. Michael-Pfarrzentrum von Münster-Gievenbeck direkt an. Auch sie sei mit ihr konfrontiert, etwa neulich bei einem Schulbesuch. Und da habe es ganz andere Interpretationen gegeben als sie dachte. Lüpkes fügt deshalb an die bekannte Lehrerbemerkung hinzu: „Stimmt das überhaupt?“
Krimileser sollten sich das generell fragen, auf jeder Seite eines Romans. Als Lüpkes mit dem Juist-Roman „Wellengang“ beginnt, ergänzt sie zwischendurch: „Das ist keine witzige Geschichte, sondern eine ernste.“ Sie selbst hat viele Jahre auf der Nordseeinsel gelebt, bevor sie nach Gievenbeck zog. Ihre Nähe zu dem Leben dort ist weiterhin zu spüren. „Jeder kennt dort jeden“, sagt sie. Eine vertraute Welt, in der aber auch oder gerade deswegen Verbrechen passieren.
Überraschendes durchzieht die Geschichten von Lüpkes. Da ist eine alleinerziehende Mutter, die eine Bank knacken möchte. Oder aber der italienische Fahrer Nino im Sauerland, dessen Auto manipuliert wird. Er und seine Freundin Jana rasen scheinbar einem Abgrund entgegen. Das bittere Ende bleibt ihnen jedoch erspart. Die Verbrecher waren zwar gut organisiert und ohne störende Skrupel, doch Nino kann den Spieß umdrehen. Ein guter Schluss also. Lüpkes hat die Zuhörer auf die Folter gespannt. Man merkt: Krimis sind ihr Leben. Die Zuhörer honorieren es mit fleißigem Applaus.

Donnerstag, 25. Juli 2019

Die Weisheit der Hundertjährigen


„Ich lebe einfach gern“, sagt Dr. Wilhem Dodenhoff, geboren im Jahr 1920. Er ist für Rei Gesing eine Ausnahme. Eigentlich ist der 99jährige nämlich zu jung. Zumindest für Gesings Buch „Die Weisheit der 100jährigen“, das er
im Hof Hesselmann vorstellte. Doch Dodenhoff hatte so viel zu erzählen, dass der münsterische Autor gerne diese Ausnahme machte.
Wie wird man so alt? Das ist wohl die häufigste Frage, die Menschen um die 100 gestellt bekommen. Auch Rei Gesing kam nicht darum herum. Die Antworten waren ganz unterschiedlich. „Ich habe einfach nicht aufgehört zu atmen“, erzählte ihm eine. Donhoff sagt: „Ich bin immer neugierig geblieben!“ Gesing hatte noch eine andere Frage im Gepäck, nämlich wie die 100jährigen in ihrem Leben mit Ärger, Stress und Konflikten umgingen. Die 101jährige Elfriede Zakrynski aus Berlin empfahl: „Wenn Du Mist gebaut hast, musst Du die Courage haben, Dich zu entschuldigen.“ Also: „Courage, Courage, nächste Frage!“
Rei Gesing sprach auch noch mit Edelgard Huber von Gersdorff, die mit ihren 112 Jahren die älteste Frau Deutschlands war, ehe sie im April 2018 starb.  Huber von Gersdorff erlebte als Kind mit, wie im 1. Weltkrieg ein Zirkus in Karlsruhe bombardiert wurde: „Auch als Neunjährige wusste ich: Das ist noch nicht das Letzte.“ Sie spürte den Hass der Leute und ahnte, dass es zu einem weiteren Krieg kommen würde. Sie mache sich Sorgen um die Welt, sagte sie als 112jährige.
Insgesamt 36 Interviews führte Rei Gesing mit Menschen, die ihn spürbar berührt haben. Die Zeichnungen für sein Buch stammen von André Kröker, der auch während der Lesung die Gesichter der angesprochenen Hundertjährigen live zeichnete. Ein nachdenklicher, ein beeindruckender Abend war das.

Mittwoch, 24. Juli 2019

Hund und Herrchen lesen vor



„Das hat es bei uns noch nie gegeben“, sagte Caroline Brämswig, die Leiterin der Bücherei St. Pantaleon. Ein Hund als Stargast einer Lesung, das gab es jüngst hier zu erleben. Vierbeiner Chaka hatte ihr Herrchen mitgebracht, den Roxeler Autoren Gernot Beger.
„Drei Dinge gefallen mir als Hund überhaupt nicht: Bei Regen Gassi gehen, Kommandos ausführen und Fußball im Fernsehen“, sagt Chaka im Buch. Die Ridgeback-Dame weiß eben ganz genau, was sie will und was sie nicht will. Und übernimmt im Buch auch gleich die Erzählerrolle. Gernot Beger stellt angesichts von so viel Selbstbewusstsein stellvertretend für wohl die Mehrzahl aller Hundebesitzer die alles entscheidende Gretchenfrage: „Wer erzieht hier eigentlich wen?“
Antwort: Beide würden sich wohl gegenseitig erziehen, meinte Gernot Beger. Beim Vierbeiner gelang es offenbar problemlos: Chaka ließ sich streicheln und blieb während der Lesung seelenruhig an der Seite ihres Besitzers. Beger wiederum ist inzwischen zur ironischen Erkenntnis gelangt: „Letztlich bekommt jeder Hund den Zweibeiner, den er verdient.“ Ein unschlagbares Duo, die beiden.

Wolfgang Hohlbein sorgt für Spannung

Populärer Besuch in Münster-Gievenbeck: „Ich schalte jetzt mein Buch ein“, kündigte Bestseller-Autor Wolfgang Hohlbein in der Buchhand...